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Das Coronavirus mag‘s lieber kalt!

Seit Monaten hält uns SARS-CoV-2 in Atem und die Zahlen im Winter bleiben seit Wochen auf konstant hohem Niveau. Schon im Frühjahr wurde vermutet, dass sich die Verbreitung des Virus in den Sommermonaten verlangsamt oder gar verschwindet, wie bei vielen anderen Viren, die sensibel auf höhere Temperaturen reagieren. Eine aktuelle Studie australischer Wissenschaftler,(1) die Anfang Oktober 2020 im Virology Journal veröffentlicht wurde, hat die Widerstandsfähigkeit des Coronavirus auf verschiedenen Oberflächen in Zusammenhang mit der Umgebungstemperatur untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass das Virus bei höheren Temperaturen deutlich kürzer überlebt.


Der Hauptübertragungsweg für Corona sind nach wie vor die Tröpfcheninfektion oder Aerosole. Nur wenig ist bekannt über die Ansteckungsmöglichkeiten über Oberflächen. Um die Risiken einer Übertragung von kontaminierten Oberflächen einschätzen zu können, müsste man mehr über die Auswirkung von Umwelteinflüssen, wie Temperatur oder Luftfeuchtigkeit auf das Virus wissen. Das hat die australischen Wissenschaftler dazu bewegt zu untersuchen, wie die Überlebensrate von infektiösem Coronavirus auf unterschiedlichen Oberflächen bei verschiedenen Temperaturen ist.



Diese Themen werden behandelt:


Alltägliche Oberflächen im Test

Als Oberflächen wurden australische Polymer-Banknoten, Papierbanknoten sowie alltägliche Materialien, wie gebürsteter Edelstahl, Glas, Vinyl und Baumwollstoff untersucht. Sowohl Polymer- als auch Papiergeld wurden in die Studie einbezogen, um Informationen zum Übertragungspotential durch Banknoten zu sammeln. Rostfreier Stahl wird in Küchenbereichen und öffentlichen Einrichtungen oft verwendet sowie als Standardtestoberfläche in Untersuchungen zu Desinfektionsmitteln eingesetzt. Glas wurde ausgewählt, da es in unserem Umfeld überall zu finden ist – in öffentlichen Bereichen wie Krankenhäusern oder Einkaufszentren, als Kontaktflächen bei Mobiltelefonen, Geldautomaten und Selbstbedienungskassen. Vinyl ist ein gebräuchliches Trägermaterial, das in sozialen Einrichtungen, Tischen, Fußböden, Haltegriffen in öffentlichen Verkehrsmitteln sowie als Schutzmaterial für Handybildschirme verwendet wird. Baumwolle wurde als poröse Oberfläche gewählt, die häufig in Kleidung, Bettwäsche und Haushaltstextilien zu finden ist. Auf die unterschiedlichen Materialien wurde eine Suspension mit SARS-CoV-2-Virus aufgebracht und bei 20° C, 30° C und 40° C sowie einer Luftfeuchtigkeit von 50 % im Inkubator eingelagert. Dies geschah zusätzlich in absoluter Dunkelheit, um eine Beeinträchtigung der Ergebnisse durch UV-Strahlung zu minimieren. Nach einer Stunde, einem Tag sowie drei und sieben Tagen wurden die Proben untersucht.


Unterschiedliche Temperaturen – unterschiedliches Überleben

Die Ergebnisse zeigten, dass das infektiöse SARS-CoV-2-Virus bei 20° C auch nach 28 Tagen noch auf allen getesteten, nichtporösen Oberflächen (Glas, Banknoten, Edelstahl, Vinyl und Papier) nachweisbar war. Auf porösem Material (Baumwollgewebe) wurden deutlich weniger aktive Viren nachgewiesen und nach vierzehn Tagen waren keinerlei Viren mehr nachweisbar. Bei 30 °C war das Virus auf Edelstahl, den Polymergeldscheinen und auf Glas sieben Tage nachweisbar und auf Vinyl- und Baumwollgewebe noch drei Tage. Bei den Papierbanknoten konnte das infektiöse Virus sogar noch 21 Tage lang nachgewiesen werden. Im Vergleich zu den Experimenten bei 20° C und 30 °C, konnten bei 40 °C deutlich weniger Viren nachgewiesen werden. Das infektiöse SARS-CoV-2 wurde nach 24 Stunden auf Baumwollgewebe und nach 48 Stunden auf allen übrigen getesteten Oberflächen nicht mehr gefunden. Bereits nach weniger als 24 Stunden waren bei 40° C mehr als 99,99 % der Viren auf allen getesteten Oberflächen nicht mehr nachweisbar.


Übertragung durch Oberflächen

Diese Ergebnisse lassen die Frage aufkommen, ob das Potential der Übertragung

des Coronavirus über Oberflächen doch zu gering eingeschätzt wurde. Weitere Studien, die unter anderen Bedingungen durchgeführt wurden, zeigen durchaus


unterschiedliche Ergebnisse. So kann die Luftfeuchtigkeit, oder künstliches Sonnenlicht zu kürzeren Überlebensraten führen. Doch die erzielten Daten der hier vorgestellten Studie sind signifikant höher als die bisherigen Vermutungen der

Wissenschaftler. Im Gegenzug lassen die Untersuchungen auch den Schluss zu, dass die Überlebensraten bei niedrigeren Temperaturen um ein Vielfaches höher sind. Berechnungen zufolge läge die Überlebensrate des Virus bei einer Temperatur von ungefähr 6° C bei mehr als 64 Tagen. Das könnte auch die hohen Infektionsraten in der Fleischindustrie erklären. Eine weitere Studie, die im August 2020 im bioRxiv veröffentlicht wurde, bestätigt diese Vermutung. Die Studie zeigte, dass nach 21 Tagen kein Rückgang des infektiösen Virus in entsprechend präparierten Hühner-, Lachs- und Schweinefleischstücken bei 4°C (Standardkühlung) und -20°C (Standardeinfrierung) zu verzeichnen war. (2)


Fazit

Die Untersuchungen zeigen, dass das Coronavirus unter entsprechenden Bedingungen auf nicht porösen Oberflächen mindestens 28 Tage lang nachweisbar ist, die Überlebensfähigkeit allerding bei steigenden Temperaturen drastisch auf nur 24 Stunden bei 40 °C fällt. In unserem gemäßigten Klima kann dies durchaus für öffentliche Bereiche, das Gesundheitswesen und den Transportsektor von Bedeutung sein. Aktuelle Hygienekonzepte sollten daher diese Erkenntnisse zur Risikominimierung der Übertragung von Infektionserregern während der aktuellen Pandemie berücksichtigen.



Quellen:



Bild: Elmira Ashirova von pixabay.com


Veröffentlichungsdatum: 19. Januar 2021

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