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Desinfizierst du noch, oder putzt du wieder?

Wischen, putzen, scheuern, reinigen, waschen, desinfizieren, sterilisieren – all das soll Schmutz und Keime wie Pilze, Bakterien oder Viren aus Stoffen oder von Oberflächen beseitigen. Aber wie viele Keime eigentlich und welches ist die beste Methode? Was bedeuten die Prozentangaben auf Desinfektionsmitteln denn genau und wann ist ein Gegenstand oder eine Oberfläche sauber, desinfiziert und wann sterilisiert? Die Hygiene-Experten von UVIS klären auf.


Unser Sauberkeits- oder besser unser Hygieneempfinden hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Unser Wissen über die Verbreitung von Keimen, wie Pilzen, Bakterien und vor allem Viren über die Luft und Oberflächen ist gewachsen. Doch nicht alle Begrifflichkeiten sind klar definiert und nicht alle sind sich einig, wann Putzen ausreichend ist und wann man besser desinfizieren oder sogar sterilisieren sollte.


Putzen, wischen, desinfizieren, sterilisieren –was ist zu Hause sinnvoll?

Person hockt am Boden mit Putzmitteln um sich herum
Putzen mit den richtigen Mitteln

Keiner will und soll in einer keimfreien Umgebung leben, denn nicht alle Keime sind für uns schädlich. Auf Angriffe der kleinen Mikroorganismen sind unser Körper und unser Immunsystem sehr gut eingestellt und mit vielen Keimen leben wir auch in Symbiose zum Beispiel in unserem Darm. Dennoch gibt es Bereiche, in denen es sehr sinnvoll ist, gründlich zu putzen, zu desinfizieren oder sogar zu sterilisieren. Nehmen wir mal den Haushalt. Natürlich sollte man sein eigenes Reich sauber halten und regelmäßig putzen, damit sich Keime nicht ausbreiten können und Infektionen hervorrufen. Aber desinfizieren oder gar sterilisieren ist hier nicht unbedingt nötig. Mit haushaltsüblichen Mitteln kann man die häusliche Keimflut sehr gut im Griff behalten. Keimfrei, wie manche Hersteller es propagieren, ist gar nicht nötig beziehungsweise, dasselbe Sauberkeitslevel erreicht man auch mit normalen Putzmitteln. Oftmals kommt es nur darauf an, wie gut man putzt, nicht unbedingt auf das Mittel.


Viele Viren beispielsweise haben eine Schutzschicht aus Fett, die mit herkömmlichem Putzmittel sehr gut beschädigt oder sogar entfernt werden kann und somit den Virus nicht überlebensfähig macht. Da die Konzentration von Viren und Bakterien zu Hause meist nicht so hoch ist, reicht normales Putzmittel aus.


Und wir sollten gar nicht in einer keimfreien Umgebung leben. Unser Immunsystem, vor allem das von kleinen Kindern, muss lernen unseren Körper zu verteidigen und das kann es nur, wenn es auch mit Keimen konfrontiert wird.


Desinfektion – Keime werden unschädlich gemacht!

Oberfläche wird mit Desinfektionsspray und Lappen desinfiziert
Sinnvolle Desinfektion

Eine Desinfektion ist in sensibleren Bereichen sinnvoll, wo viele Menschen aufeinandertreffen und Keime sich schnell verbreiten können, meist über die Hände. Auch wenn in der Nähe von vulnerablen Personen, wie Babys, Älteren oder Kranken, kann die Desinfektion mögliche Keime in Schach halten, um Infektionen vorzubeugen. Denn diese Personengruppen sind für Infektionen oft sehr anfällig und diese können dann auch sehr gefährlich werden. Die Definition der Desinfektion ist es, Keime zu inaktivieren und so einzudämmen, dass die Anzahl von Bakterien, Viren oder Pilzen so gering auf einer Fläche oder den Händen ist, dass sie eigentlich keine Infektion mehr auslösen können.


Selbst in Krankenhäusern sind schwerwiegende Infektionen beispielsweise nach Operationen mit so genannten Krankenhauskeimen keine Seltenheit. Auch wenn hier sehr auf Hygiene geachtet wird, haben die in der Vergangenheit großzügige Gabe von Antibiotika selbst bei kleineren Infekten dazu geführt, dass die meisten Bakterien Resistenzen gebildet haben. So können selbst kleine Hygienemängel schwerwiegende Folgen haben, da die Infekte nicht mit Medikamenten behandelt werden können. Hygiene und besonders die Handhygiene hat daher einen ganz neuen Stellenwert bekommen, da sich Keime zu 80 Prozent über die Hände verbreiten. In sensiblen Bereichen ist nun neben der üblichen Flächendesinfektion die Händedesinfektion das Mittel der Wahl, um Infektionen zu vermeiden.


Sterilisation – Keime werden platt gemacht!


Foto einer chirurgischen Schere, die weitergereicht wird.
Steriles OP-Besteck

Eine Stufe härter geht es gegen die Keime bei der Sterilisation. Diese ist wesentlich aggressiver und kommt zum Einsatz, wenn die Keime nicht nur inaktiviert, sondern abgetötet werden sollen, meist im medizinischen Bereich. Auf Scheren, Spritzen oder Instrumenten, die im Operationssaal genutzt werden und in inneren Körperregionen zum Einsatz kommen, dürfen keine Keime vorhanden sein, um die Patienten zu schützen. Ein Gegenstand gilt als steril, wenn die Wahrscheinlichkeit, dass ein lebender Keim am Objekt vorhanden ist, kleiner als 1:1.000.000 (eine Million) ist. Aber auch in Laboren, der Halbleiterfertigung sowie in der Optik- und Lasertechnologie oder bei der Herstellung von Medizinprodukten herrschen sterile Umgebungen. Im sogenannten Reinraum sind noch höhere Anforderungen einzuhalten. Nicht nur sämtliche Oberflächen müssen steril sein, sondern auch die Luft wird entsprechend gereinigt, damit die dort stattfindenden Produktionsabläufe oder Untersuchungen nicht verfälscht oder kontaminiert werden.


Man unterscheidet je nach Widerstandsfähigkeit der Mikroorganismen und des Materials auf dem diese sich befinden in chemische und physikalische Verfahren zur Sterilisation. Als chemische Sterilisation kommt bei wärmeempfindlichen Materialien meist die Gassterilisation zum Einsatz. Physikalisch stehen die thermische Sterilisation beispielsweise mit Wasserdampf, die Bestrahlungssterilisation mit UV-, Röntgen- oder Gammastrahlung und die Sterilfiltration zur Verfügung, bei der temperaturempfindliche Flüssigkeiten mit Hilfe geeigneter Filter von Mikroorganismen befreit werden.


Immer wieder kommen wir auch im Alltag mit sterilen Produkten in Berührung, beispielsweise dann, wenn wir eine Konserve öffnen. Der Inhalt wird in der Fabrik gekocht. Damit die Suppe oder das Gemüse dann aber lange haltbar ist, wird diese nochmals im Autoklav mit Wasserdampf und unter Druck sterilisiert. So werden alle Keime abgetötet und die Suppe oder das Gemüse ist für Jahre in der Konserve haltbar.


Log-Stufen – die Maßeinheit der Keimabtötung

Wenn man sich mit den verschiedenen Stufen der Reinigung, Desinfektion und Sterilisation befasst, kommen unweigerlich die Log-Stufen mit ins Spiel. Auf Putzmitteln ist auch schon mal eine Keimreduktion von 99,9 Prozent angegeben, was 3 log entspricht. Die Zahl lässt viel vermuten, denn es sind ja fast 100 Prozent, aber wenn einem bewusst wird, dass sich diese Angabe auf 1 Million oder sogar 10 Millionen Keime bezieht, ist die Keimreduktionsrate doch wieder relativ niedrig.


Die Log-Reduktion (logarithmisch) ist ein mathematischer Standardbegriff, der die Anzahl der Mikroorganismen wiedergibt, die durch Desinfektion eliminiert werden, mit anderen Worten: eine Art, die Abtötungsrate auszudrücken. Wenn man von 1.000.000 Erregern ausgeht, bedeutet eine Reduktion um 5 log, dass 99,999 Prozent der Erreger abgetötet werden, also zehn Krankheitserreger übrig bleiben.



In der Wissenschaft wird sich übrigens nie jemand dazu hinreißen lassen eine Aussage von 100 Prozent Keimfreiheit zu bestätigen, denn ein kleiner Keim kann immer noch irgendwo „versteckt sein“. Nur was bewiesen ist, darf behauptet werden.


Innovative Technologien, um Keime abzutöten

Um Keime loszuwerden, gibt es verschiedene Technologien, die zum Einsatz kommen können. Auf Oberflächen werden nach handelsüblichen Putzmitteln, meist flüssige Desinfektionsmittel mit verschiedenem Wirkungsgrad verwendet. Bedingt viruzid oder viruzid bedeutet, dass bestimmte oder alle Viren inaktiviert werden, gegen Bakterien muss bakterizid und gegen Pilze fungizid auf dem Behälter angegeben sein. Zu beachten ist dann allerdings auch die Menge und die Einwirkzeit, die eingehalten werden müssen, damit das Flüssigdesinfektionsmittel auch die gewünschte Wirkung von bis zu 5 log zeigt. Nachteil dieser Desinfektionsmethode, sie erfordert viele Ressourcen – Menschen, die desinfizieren, Desinfektionsmittel, Wischtücher, die korrekte Methode viel Zeit. Mit dem Hintergrund der Nachhaltigkeit, sollte diese Methode kritisch betrachtet werden. Hinzu kommt, dass nicht alle Oberflächen mit flüssigen Mitteln desinfiziert werden können. Elektronische Geräte oder bestimmte Materialien, wie Holz, Polster oder feine Stoffe, wie Seide, sollten damit nicht in Berührung kommen.


Foto einer Rolltreppe auf der der Keimfrei-Sticker angebracht ist
Keimfreie Rolltreppen in der Europa Passage in Hamburg

Alternativ kann hier die Desinfektion mit UVC-Licht zum Einsatz kommen. Seit Jahrzehnten bekannt aus der Wasseraufbereitung und der Lebensmittelindustrie, gibt es seit einigen Jahren das UVC-Modul ESCALITE, das in Rolltreppen eingebaut wird und den Handlauf kontinuierlich zu 99,99 Prozent desinfiziert. Da sich auf den Handläufen durchaus viele hochinfektiöse Keime tummeln, scheuen sich viele Nutzer die Handläufe anzufassen und nehmen dadurch ein hohes Sturzrisiko in Kauf. Das muss nicht sein. Für normale Oberflächen, wie Schreibtische, Hotelrezeptionen oder auch Behandlungsräume in Arztpraxen stehen inzwischen auch Handgeräte, wie das UVIS Surface, mit denen Oberflächen schnell, einfach und vor allem nachhaltig von sämtlichen Keimen befreit werden können, zur Verfügung. Auch eine Studie der Uniklinik Tübingen zeigt, wie effektiv UVC Licht zur Flächendesinfektion eingesetzt werden kann. In der Untersuchung konnte eine 6 log Reduktion von SARS-CoV-2 erreicht werden. Es waren keine Keime mehr nachweisbar, und dass ohne den Einsatz von Chemie und Einmaltüchern.


Für eine nachhaltige und dauerhafte Reduktion von Keimen auf Oberflächen in öffentlichen Bereichen, wie Shoppingcentern, öffentlichen Verkehrsmitteln oder Büroräumen, in denen nicht ununterbrochen desinfiziert werden kann, kommen antimikrobielle Beschichtungen zum Einsatz. Diese erreichen direkt nach dem Auftragen bis zu 5 log beim Norovirus und 4 log bei SARS-CoV-2. Auf die gesamte Wirkdauer von bis zu zwölf Monaten gesehen, tötet die Beschichtung dauerhaft 90 Prozent der Keime ab. Das entspricht zwar nicht einer Desinfektion, reduziert die Anzahl der Keime in Kombination mit üblichen Reinigungsintervallen allerdings so weit, dass eine Infektion sehr unwahrscheinlich ist.

Darstellung der Wirksamkeit von TiTANO im Vergleich mit einfacher Reinigung von Oberflächen

Wir alle haben in den letzten Jahren durch die Pandemie gelernt, dass sich Keime auch sehr gerne per Tröpfcheninfektion durch Niesen oder Husten und Aerosole verbreiten. Hier kommen verschiedene Luftfiltertechnologien zum Einsatz. Bekannt sind Filter, wie Aktivkohle oder der HEPA-Filter, aber auch UVC-licht oder Plasma sind wirksame Technologien, um die Luft keimfrei zu bekommen. Zu bedenken gilt, wo und wie ein Gerät zum Einsatz kommen und welche Wirkung erzielt werden soll. Geht es Allergikern um die Beseitigung von Pollen, kann im Großraumbüro oder der Kantine die Eliminierung von ansteckenden Grippe- und Erkältungsviren der Grund für die Anschaffung von Luftfiltergeräten sein. Einen ausführlichen Vergleich haben wir in unserem Artikel „Raumluftreiniger – Welches Gerät passt zu meinen Bedürfnissen?“ aufgestellt.


Wir sehen, sauber ist nicht gleich rein, aber oft ist sauber absolut ausreichend. Es kommt immer darauf an, welche Bereiche geputzt, desinfiziert oder sogar sterilisiert werden sollen. Welche Technologie dann am besten zum Einsatz kommt, sollte aus Sicht der Wirksamkeit aber auch der Nachhaltigkeit betrachtet werden.



Fotocredit: Europa Passage Hamburg/Robin Lösch



Veröffentlicht am: 23. Mai 2023


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